25.03.2021 – Kategorie: Hardware & Vernetzung

Was AR in der Volvo-Produktion bei der Mitarbeiterbindung leistet

Was AR in der Volvo-Produktion bei der Mitarbeiterbindung leistetQuelle: PTC

Wir haben mit Bertrand Félix, Leiter Augmented Reality – Senior Research and Technology Development Manager bei der Volvo Group gespochen. Er hat das AR-Thema in mehreren Projekten bei Volvo vorangetrieben.

2018 begann der Einsatz mit der AR-Suite Vuforia von PTC und seitdem baut Bertrand Félix, Leiter AR – Senior Research and Technology Development Manager bei der Volvo Group, die Nutzung von Augmented-Reality-Technologien im Unternehmen kontinuierlich aus.

Digital Manufacturing Magazin (DM): Herr Félix, welche Herausforderungen hat die Volvo Group bei der Rekrutierung jüngerer Generationen – sowohl qualifizierter als auch ungelernter – Mitarbeiter zu bewältigen?

Bertrand Félix: Qualität und die Leitlinie „die richtige Kompetenz am richtigen Ort“ haben bei uns höchste Priorität. Seit einigen Jahren ist es für die Personalabteilung der Volvo Group ein zentrales Anliegen, als attraktiver Arbeitgeber anerkannt zu werden. Industrie 4.0 und die digitale ‚Revolution‘ unserer Fabriken ermöglicht es uns, sowohl für technisches Personal als auch für Fertigungsmitarbeiter ein modernerer Arbeitsplatz zu werden. Die schrittweise Einführung digitaler Technologien in den Schulungszentren unserer Produktionsstätten bietet uns dabei die Möglichkeit, Schulungskonzepte zu individualisieren und den Schwerpunkt auf „learning by doing“ zu legen. Diese neuen, intuitiveren und interaktiveren Formen des Lernens sind gerade bei unseren jüngeren Mitarbeitern sehr beliebt.

DM: Hilft AR, die Arbeit in der Fertigung für Nachwuchskräfte attraktiv zu machen und sie für ihre Aufgaben auszubilden?

Félix: Der Einsatz von Visualisierungen und AR ist im Universum der Fertigungsindustrie definitiv attraktiv. AR leistet einen wichtigen Beitrag, um jüngere Generationen zu rekrutieren. Die Technologie schafft auch neue Arbeitsplätze entlang der Wertschöpfungskette, wo die digitalen und visuellen „Handbücher“ erstellt werden und zum Einsatz kommen. Viele dieser Anleitungen können von erfahrenen Mitarbeitern erstellt werden. Auf diese Weise wird das Wissen langjähriger Experten sukzessive und leicht erfassbar an die jüngere Generation weitergegeben.

DM: Sehen Nachwuchskräfte im Einsatz von AR einen Mehrwert für ihren Arbeitsalltag und ihre beruflichen Entwicklungsperspektiven?

Félix: In Bezug auf das Branding waren wir überrascht zu sehen, dass jüngere Bewerber in ihren Bewerbungsschreiben aktiv Artikel oder Werksbesuche erwähnten, in denen sie über die AR-Tools gelesen oder sie sogar in Aktion gesehen hatten. AR stärkt auf jeden Fall die Position der Volvo Group als hochmodernes Technologieunternehmen. Die Jahre der Innovation in diesem Bereich zahlen sich also nicht nur für die Produktion, sondern auch in dieser Hinsicht aus.

DM: Wie viel effizienter wird die Aus- und Weiterbildung bei der Volvo Group durch den Einsatz von AR?

Félix: Die Qualitätskontrolle und -sicherung von Motoren in unseren Fertigungswerken unterliegt mehreren Qualitätsprüfungen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die den erfahrensten Technikern von Volvo vorbehalten ist. In einem Werk sind für jeden Motor 40 Prüfungen mit 200 möglichen Qualitätssicherungsvarianten erforderlich, die an der Station in nur acht Minuten erledigt werden müssen. Die Schulung neuer Bediener dauert mit herkömmlichen Methoden fünf Wochen. Durch den Einsatz von AR reduziert sich die Schulungszeit für Qualitätsprüfer auf weniger als zwei Wochen, es handelt sich also um eine Zeitersparnis von 60 Prozent.

DM: Wie haben die Bestandsmitarbeiter auf die Einführung von AR-Technologie reagiert?

Félix: Eine Sorge war die ‚Robotisierung‘ des Arbeiters. Wir haben uns deshalb darauf konzentriert, einen digitalen Instruktionsfluss zu entwerfen, dessen Zielsetzung die Verringerung der kognitiven Belastung und die Unterstützung einer schnellen Lernfähigkeit auf der Grundlage verschiedener Zertifizierungsstufen war. Die Volvo Group bietet beispielsweise eine riesige Bandbreite von Motorvarianten an. Bestimmte Schweißarbeiten am Führerhaus eines LKWs sind reproduzierbar und können automatisiert und robotisiert werden. Das gilt aber bei weitem nicht für den gesamten Prozess der LKW-Montage, der nach wie vor von menschlichen Arbeitern und ihren Kompetenzen und Analysefähigkeiten abhängt. In der Projektphase waren wir dann überrascht, weil die positive Resonanz unsere Erwartungen sogar übertraf.

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