06.09.2023 – Kategorie: Fertigungs-IT

SAP-Lösungen in der Fertigungsindustrie: Die große Expertenumfrage

SAP-LösungenQuelle: Gorodenkoff/AdobeStock

Der digitale Wandel sorgt für große Veränderungen. Speziell in der Fertigungsindustrie müssen Unternehmen schnell, flexibel und oft ganz individuell produzieren, um die Wünsche der Kunden erfüllen zu können. Dafür benötigen die Fertigungsunternehmen leistungsstarke Software.

Viele Betriebe setzen dabei auf SAP-Lösungen. Was im SAP-Bereich die Herausforderungen sind und welche Rolle hier die Cloud spielt, erläutern uns acht SAP-Experten.


Fragen an die Experten:

  1. Was sind derzeit die größten Herausforderungen für SAP-Kunden in der Fertigungsindustrie?
  2. SAP empfiehlt den Wechsel auf seine Cloud-Lösung SAP Digital Manufacturing. Was sind die wichtigsten Vorteile dieser SaaS-Lösung?
  3. Was müssen Unternehmen beachten, die von ihren On-Premise- Systemen in die Cloud umsteigen wollen?

SAP-Lösungen mit Mehrwert

Bild: IGZ

1. Neben den geopolitischen Themen, Nachhaltigkeitsanforderungen, Lieferengpässen und dem Fachkräftemangel ist aus meiner Sicht eine der größten Herausforderungen für SAP-Kunden aktuell die Transformation der On-Premise-SAP-MES-Lösung (ME/MII) in die cloudbasierte SAP-Lösung Digital Manufacturing. Durch das geplante Wartungsende stellt sich für viele Kunden die Frage, wie eine Neuausrichtung mit der Cloud gemeistert werden kann.

2. SAP Digital Manufacturing (DM) bietet durch die einzig­artige Prozess-Engine mittels Low-Code/No-Code ein noch nie dagewesenes Maß an Flexibilität. Viele SAP-Kunden profitieren weitgehend vom kompletten Entfall eigener Server-Wartungen, da dies komplett durch SAP verwaltet wird und so weitreichende Vorteile für die globale Skalierbarkeit bietet. Zudem ermöglicht SAP DM mit durchgehender datengestützter End-to-End-Integration zwischen SAP ERP und S/4-Ebene eine Produktionsplanung auf dem Shopfloor sowie Echtzeit-Transparenz als Basis für schnelle fundierte Entscheidungen zur effizienteren Produktion in optimaler Qualität.

3. Sie sollten den Umstieg in sinnvollen Schritten vornehmen, denn gewachsene IT-Strukturen lassen sich nicht über Nacht migrieren und besitzen meist einen ausgeprägten individuellen Funktionsumfang, basierend auf den eigenen Prozessen. Ein hybrider Systemansatz wird in den meisten Fällen der Weg zum Ziel sein. Für die Transformation in Richtung SAP DM empfehle ich eine Transformationsanalyse durchzuführen, welche basierend auf individuellen Anforderungen eine fundierte Entscheidungsgrundlage bietet. Das kann eine Fit-Gap-Analyse zum bestehenden Funktionsumfang für einen Piloten sein, oder eine Fit-to-Standard-Analyse mit dem Ziel der Prozess-Standardisierung.


Bild: MHP

1. Die Herausforderungen für SAP-Kunden in der Fertigungs­industrie sind vielschichtig: Digitale Transformationsprojekte mit IoT-Szenarien, künstlicher Intelligenz und Big Data erfordern einen hohen Grad an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Systemen und Prozessen. Zusätzlich sind viele Kunden in langfristigen S/4- oder MES-Transformationsprojekten aktiv, die nur bedingt auf schnell wechselnde Anforderungen aus der Produktion reagieren können und eine starke Ressourcenbindung benötigen. Die externen Faktoren wie beispielsweise eine angespannte Wirtschaftslage, anfällige Lieferketten und geopolitische Spannungen sowie Fachkräftemangel erschweren die aktuellen Handlungsmöglichkeiten.

2. Wie bei allen SaaS-Lösungen liegen die Vorteile in den Punkten Skalierbarkeit, Flexibilität und Kosteneffizienz. Ein unschlagbarer Vorteil für die Kunden ist aber die Möglichkeit einer schnellen Implementierung im Rahmen eines Proof-of-Concepts oder Prototyps, ohne vorher große Investments durch System­installationen durchführen zu müssen. Die regelmäßigen Updates je Quartal bieten hier den Kunden einen entscheidenden Vorteil, da die Software an Funktionalität, Performance und Sicherheit gewinnt.

3. Der Umstieg von On-Premise-Systemen zu SAP-Lösungen in der Cloud erfordert eine gründliche Planung und Vorbereitung, um sicherzustellen, dass der Übergang reibungslos verläuft und sich die gewünschten Vorteile realisieren lassen. Neben der Definition einer generellen Cloud-Strategie und der technischen Bewertung eines Migrationskonzepts, inklusive Evaluierung der Funktionalitäten und Möglichkeiten, sind die Veränderungen in den organisatorischen Prozessen und der Arbeitsweise essenziell. Das Change-Management ist ein signifikanter Erfolgsfaktor.


Standards für Prozesse festlegen

SAP-Lösungen
Bild: Neptune Software

1. Die größten Herausforderungen sind zum einen die S/4HANA-Transformation und zum anderen die Umstellung auf SAP-Lösungen wie die SAP Digital Manufacturing Cloud (DMC). Hier beklagen Kunden, ähnlich wie bei anderen Branchenlösungen, dass SAP zwar die On-Premise-Lösung nicht mehr weiterentwickelt und abgekündigt hat, aber leider noch keine Nachfolgelösung mit vergleichbaren Funktionalitäten zur Verfügung stellt.

2. SaaS-Lösungen sind einfach skalierbar, und Kunden bekommen regelmäßig Updates. Für die DMC sehe ich den großen Vorteil insbesondere in der Datenanalyse und in den ­Machine-Learning- und Artificial-Intelligence-Features. Hier bietet eine Cloud-Architektur technische Vorteile, und SAP hat deutlich gemacht, dass Innovationen nur noch in Cloud-Produkten stattfinden werden. Um SaaS-Produkte an individuelle und differenzierende Prozesse anzupassen, sind standardisierte Erweiterungsmöglichkeiten über APIs notwendig. SAP bietet diese Möglichkeiten mit einem Side-by-Side-Ansatz auf der SAP Business Technology Platform. Hier können Partner und Kunden die Prozesse über eigene Apps ergänzen und individualisieren. In einem solchen Szenario setzen unsere Kunden für eine einfache App-Entwicklung die No-Code-/Low-Code-Plattform Neptune DXP ein.

3. Besonders im Fall von SaaS ist eine umfassende Standardisierung der Prozesse von großer Bedeutung – und das ist eine große Herausforderung. Vor der technischen Implementierung empfiehlt es sich daher, eine gründliche Prozessanalyse durchzuführen. Das Ergebnis sollte aufzeigen, welche Prozesse differenzierend sind und dem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Nur bei solchen Prozessen ergibt eine Anpassung durch individuelle Entwicklung (Custom Development) einen Sinn.


Fragen an die Experten:

  1. Was sind derzeit die größten Herausforderungen für SAP-Kunden in der Fertigungsindustrie?
  2. SAP empfiehlt den Wechsel auf seine Cloud-Lösung SAP Digital Manufacturing. Was sind die wichtigsten Vorteile dieser SaaS-Lösung?
  3. Was müssen Unternehmen beachten, die von ihren On-Premise- Systemen in die Cloud umsteigen wollen?

SAP-Lösungen
Bild: ORBIS

1. Die größten Herausforderungen liegen in der digitalen Transformation und Industrie 4.0 durch die Integration von IoT-Geräten, KI, maschinellem Lernen und Big-Data-Analysen in die bestehenden SAP-Lösungen und -systeme. Komplexe Lieferketten sind störanfällig, so dass es notwendig wird, die beteiligten Geschäftspartner auf der Grundlage von Transparenz und Sichtbarkeit effizient zu koordinieren und auf Veränderungen zu reagieren.
Ein weiteres Thema sind Datenschutz und -sicherheit, da die steigende Vernetzung und der Einsatz von Technologien potenzielle Sicherheitsrisiken mit sich bringen.

2. Durch die Echtzeitüberwachung und -steuerung lassen sich Produktionsprozesse, Maschinenstatus sowie Qualitätsdaten überwachen. Prozessabweichungen werden frühzeitig erkannt, um schnellstmöglich zu reagieren und die gesamte Produktion effizienter zu gestalten. Weiterhin bietet die Lösung durch ihre Flexibilität und Skalierbarkeit den Vorteil der schnellen Anpassungen an sich ändernde Anforderungen. Durch die regelmäßige Aktualisierung der Lösung mit neuen Funktionen und Technologien sind keine eigenen Software-Upgrades notwendig.

3. Die Sicherheit der Unternehmensdaten ist von höchster Bedeutung. Es sollte sichergestellt werden, dass die gewählte Cloud-Plattform strenge Sicherheitsmaßnahmen und Datenschutzrichtlinien bietet. Zudem sollten Unternehmen absichern, dass sich ihre Cloud-Lösung nahtlos mit ihren bestehenden Systemen und Anwendungen integrieren lässt, damit Daten­inkonsistenzen und betriebliche Störungen vermieden werden.
Des Weiteren ist eine klare Strategie für die Datenmigration wichtig, um Datenverluste zu vermeiden und die Zugänglichkeit von Daten in der Cloud korrekt zu realisieren.


Mit SAP-Lösungen wettbewerbsfähig bleiben

SAP-Lösungen
Bild: SAP

1. Die letzten Jahre haben gezeigt, wie verwundbar globale Lieferketten sind und welche Auswirkungen Unterbrechungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen haben. Mehr denn je steht daher der Aufbau von resilienten und nachhaltigen Lieferketten bei unseren Kunden im Fokus. Sie sehen Störungen vorher und grenzen ihre Auswirkungen so ein, dass Unternehmen ihren Kunden eine optimale Liefertreue bei möglichst geringen Kosten bieten können. Dazu müssen sie ihre Lieferketten und Produktionsprozesse digitalisieren. Die Umstellung, Standardisierung und Konsolidierung von Altsystemen stellen viele jedoch vor eine große Herausforderung. Hier setzen wir mit unseren Lösungen an.

2. Nicht die Umstellung von On-Premise- auf Cloud-Lösungen, sondern die Modernisierung und Digitalisierung der Produktionsabläufe sollten im Fokus der Unternehmen stehen. Mit SAP-Lösungen wie SAP Digital Manufacturing sind Unternehmen in der Lage, sich darauf zu konzentrieren und standardisierte Abläufe schneller zu implementieren. Durch die Erfassung und Bereitstellung von Leistungskennzahlen können sie außerdem Innovationen schneller nutzen und skalieren, flexibler auf individuelle Anforderungen eingehen und Ressourcen effektiver einsetzen.

3. Maximale Flexibilität und Effizienz, größere Trans­parenz, eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit – die Digitalisierung der Lieferkette bietet viele Vorteile. Damit Unternehmen davon profitieren können, müssen sie sicherstellen, dass sie für die Nutzung moderner Systeme qualifiziert sind. Besonders für IT-Teams ändert sich durch ihren Einsatz der Fokus – weg vom reinen Infrastruktur-Betrieb, hin zum System-Integrator und Transformationsexperten. Dies bedarf entsprechender Schulung.


Bild: Trebing + Himstedt

1. Die Digitalisierung von Prozessabläufen wie die Erfassung und Nutzung von Daten und die Abstimmung komplexer, weltweiter Lieferketten, stellen eine große Herausforderung dar. Besonders schwierig ist es, das magische Dreieck – bestehend aus den Zielen Effizienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit – über den gesamten Wertschöpfungsprozess auszubalancieren, da sich die Ziele zwar stellenweise ergänzen, aber häufig entgegengesetzt wirken. Außerdem stehen die Betriebe unter dem Druck, den sich schnell ändernden Marktanforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig innovative Produkte schneller auf den Markt zu bringen.

2. Kurzum, sie fasst in einer Suite die Bereiche Execution, Planung und Kennzahlen zusammen und ermöglicht als Cloud-System die Interoperabilität mit anderen Cloud-Lösungen. Durch die Erfassung von Echtzeitdaten aus verschiedenen Produktionsbereichen und den standortübergreifenden Zugriff wird eine umfassende Transparenz über die Fertigungsprozesse gewährleistet. Die Software hilft auch bei der Identifizierung von ineffizienten Abläufen in der Produktion, wodurch eine gezielte Optimierung von Prozessen und Senkung der Kosten ermöglicht wird.

3. Zunächst sollte man einen Migrationsplan erstellen. Als Grundlage bietet sich dafür die Arbeit mit einem Migrations-Canvas an, der die vier Bereiche Strategie und Betriebskonzept, Mitarbeiter und Organisation, Finanzen und Recht sowie den technischen Kern berücksichtigt. So lassen sich alle relevanten Aspekte für die Migration systematisch erfassen und kritische Themen identifizieren und ein Vorgehen festlegen. Mit dem von uns entwickelten Canvas-Modell konnten wir schon vielen Unternehmen dabei helfen.


SAP-Lösungen
Bild: Valantic

1. Für Kunden, die bereits eine On-Premise-MES-Lösung einsetzen, stehen große Veränderungen an. Die bisherige MES-Lösung SAP ME/MII wird nicht weiterentwickelt und soll über die kommenden Jahre durch die Cloud-Anwendung SAP DM (Digital Manufacturing) funktional ersetzt beziehungsweise erweitert werden. Der damit verbundene Umstieg von On-Premise auf Public Cloud stellt eine zentrale Herausforderung dar.

2. SAP DM wird von SAP als Public Cloud SaaS-Lösung angeboten. Dies hat den Vorteil, dass Weiterentwicklungen, zum Beispiel KI-Szenarien, sämtlichen Kunden in sehr kurzen Intervallen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus werden kundengetriebene Innovationen aufgrund des Public-Cloud-Ansatzes potenziell allen Kunden zugänglich gemacht.

3. Bei einem Wechsel in die Cloud sollten unter anderem folgende Punkte frühzeitig berücksichtigt werden:

  • Security: Mit dem Umzug in die Public Cloud geht auch ein gefühlter Kontrollverlust einher. Sicherheitsansprüche und Konzepte müssen überdacht und vielleicht neu definiert werden.
  • Architektur: On-Premise- und Cloud-Architekturen unterscheiden sich grundlegend und machen es erforderlich, die entsprechende Kompetenz aufzubauen.
  • Verfügbarkeit: In Europa sind hochverfügbare Breitbandinfrastrukturen zwar keine Herausforderung mehr, dennoch sind Unterbrechungen nicht auszuschließen.

Fragen wie ‚Welcher Ausfall ist akzeptabel?‘, ‚Welche Bandbreiten sind zu garantieren?‘ und ‚Wie sehen die Notfallszenarien aus?‘ sollten diskutiert werden. SAP-Lösungen begegnen diesen potenziellen Störszenarien, indem sie eine DM-Edge-Komponente zur Verfügung stellen, die es ermöglichen, für einen definierten Zeitraum weiterzuarbeiten.


Bild: BA Business Advice

1. Die Fertigungsindustrie steht vor der Herausforderung, ihre Prozesse und Betriebsabläufe immer weiter zu digitalisieren. Das erfordert heutzutage auch die Integration neuer Technologien wie IoT, maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz. Mit der zunehmenden Vernetzung und Automatisierung von Prozessabläufen rücken auch die IT-Sicherheit und der Schutz sensibler Unternehmensdaten immer stärker in den Fokus.

2. SAP Digital Manufacturing ermöglicht die nahtlose Integration von Maschinensteuerungen, IoT-Sensoren und -Geräten, damit die Informationen und Prozessdaten direkt zwischen der Planungsebene in SAP S/4HANA und der Produktion ausgetauscht werden.
Als SaaS-Lösung ermöglicht SAP DM eine flexible Skalierung, die sich an die aktuellen Anforderungen des Unternehmens ausrichtet. Gleichzeitig werden hohe Maßstäbe in Puncto Sicherheit und Datenschutz gewährleistet.
Auch Kosten lassen sich mit einem Wechsel zu SAP DM einsparen, da die Anschaffung teurer Hardware entfällt. Im Mietmodell sind ebenso Wartung, Aktualisierung und Support inkludiert.
Durch die Bereitstellung regelmäßiger Updates arbeitet man stets mit der neuesten Produktversion und profitiert somit unmittelbar von neuen Funktionen und Technologien.

3. Die Ziele eines jeden Unternehmens sind hoch individuell. Im Vorfeld ist es besonders wichtig zu identifizieren, welche Anforderungen an eine Cloud-Lösung gestellt werden. Eine klare Migrations-Strategie für bestehende Systeme und Daten ist deshalb unerlässlich. Das muss sorgfältig geplant und vorbereitet werden, um die Integrität des Gesamtprozesses auch nach einer Umstellung sicherzustellen.


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