25.01.2023 – Kategorie: Produktionsprozesse
Prozessbegleitung: Digital, papierlos, einfach
Die Samson-Tochter Vetec nutzt in seiner Fertigung nicht nur Maschinen von DMG Mori, sondern auch digitale Lösungen des Werkzeugmaschinenherstellers.
Prozessbegleitung in der Praxis: Die Vetec Ventiltechnik GmbH entwickelt und produziert Drehkegelventile, pneumatische Antriebe sowie Sonderventile für industrielle Anwendungen. Der Regelungstechnikspezialist aus Speyer ist eine Tochter der Samson AG mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Vetec löst seit vier Jahrzehnten Ventilregelaufgaben in der Öl- und Gasindustrie, der Petro- und Großchemie, im Anlagenbau sowie in der Metall-, Papier- und Lebensmittelindustrie. Damit das Unternehmen die stetig wachsende Produktpalette weiterhin wirtschaftlich fertigen kann, nutzt es einen modernen Werkzeugmaschinenpark mit Bearbeitungszentren unter anderem von DMG Mori. Zudem digitalisiert der Komponentenhersteller diverse Prozesse der Wertschöpfung mithilfe der No-Code Plattform Tulip des Werkzeugmaschinen-Systemlieferanten.
Digitale, papierlose Prozessbegleitung
Für die Modernisierung der Fertigung setzt Vetec auch auf digitale Lösungen wie my DMG Mori für beschleunigte Serviceprozesse und Tulip im Bereich individuell erstellter Apps für die papierlose Dokumentation und Fertigung. Sven Donner, bis dato Produktionsleiter bei Vetec (aktuell Direktor Werksinfrastruktur bei der Samson AG), erläutert: „Die Tulip-App verwaltet beispielsweise sehr zuverlässig Stücklisten, was in Papierform immer mal zu Fehlern führen kann.“
In einer weiteren App visualisiert Vetec alle Kundenaufträge pro Kalenderwoche inklusive des jeweiligen Status. „In der Form konnte das bisher kein Warenwirtschaftssystem.“, kommentiert Donner.
Optimierte Montage und Qualitätssicherung durch digitale Prozessbegleitung
Der Blick in die Montage des Armaturen-Herstellers zeigt noch mehr Anwendungsfälle für Tulip: „Das Team erhält über eine weitere App konkrete Montageanweisungen, sodass jede Baugruppe verlässlich montiert wird“, erläutert Donner. Dies umfasse auch die Dokumentation von Leckagewerten und Stellzeiten. „In Papierform war es früher kaum möglich, solche Daten auszuwerten.“, erklärt er. Die digitale Prozessbegleitung erlaube eine kontinuierliche Analyse und Optimierung. Dadurch gewinne Vetec deutlich an Qualität.
Auf die gleiche Weise habe das Unternehmen zudem eine intelligente Fehlteilsteuerung umgesetzt, wie Donner anfügt. Dazu sei es wichtig, dass alle erforderlichen Komponenten sowohl aus der eigenen Produktion als auch Fremdteile verfügbar sind, damit die Montage nicht stockt. „Auch Leckageprotokolle sowie die Prüfung der Druckdichtheit begleiten wir mit entsprechenden Apps. Wir werden künftig sicher weitere Anwendungsfälle eruieren.“, erläutert Donner.
Think Big – Drehkegelventile bis DN700 fertigen
„Weltweite Märkte fordern verstärkt Armaturen mit größeren Durchflussquerschnitten“, erläutert Donner. Die bislang gefertigte Produktpalette im Nennweitenspektrum DN25 bis DN500 habe man zeitnah erweitern müssen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Hausinterne Marktforschungen ergaben, dass die Neuentwicklung zweier Drehkegelventile der Nennweiten DN600 und DN700 für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich sind.
High-Power-Cutting mit über 1400 Newtonmetern
Für das Unternehmen hieß dies, den Maschinenpark binnen eines Jahres parallel zur Neuentwicklung der beiden Armaturen zu erweitern. Im Fokus stand ein klassisches Vierachs-Horizontalbearbeitungszentrum mit der Option einer einwechselbaren U-Achse. Die Stärken der Neuanschaffung sollten deutlich mehr im Bereich des High- Power- als des High-Speed-Cuttings liegen. Ausschlaggebend für diese Entscheidung waren schwer zu zerspanende Materialien wie Hastelloy, Monel, Duplex, Superduplex, Stellite und Zirkonium in der Vetec-Fertigung. Entsprechende Werkstücke kann der Hersteller im Speyerer Werk mit einem maximalen Werkstückgewicht von bis zu drei Tonnen bearbeiten.
Damit rückte die Werkzeugmaschine NHX 8000 samt 1.413-Newtonmeter-Spindel in die engere Wahl auf. Anfang 2019 entschied sich Vetec zum Kauf. Noch im gleichen Jahr ging die NHX 8000 in Betrieb. Da für einige Drehoperationen am Ventilgehäuse eine U-Achse hilfreich ist, haben die Unternehmen mit Komet frühzeitig einen Aussteuerwerkzeug-Spezialisten in die Planung miteinbezogen. DMG Mori konnte die Hardware der Maschine so bereits ab Werk auf die spätere Integration des Komet-Aussteuerwerkzeugs vorbereiten. Sven Donner kommentiert: „Das war für mich ein Paradebeispiel dafür, wie Maschinenbauer, Werkzeughersteller und Betreiber zusammenarbeiten sollten.“
Ende Februar 2020 hat Vetec das erste Ventilgehäuse der Nennweite DN500 aus Edelstahl (1.4408) in einer Aufspannung auf der neuen Werkzeugmaschine komplett gefertigt, gefolgt von einem Ventil in DN600 aus Stahlguss.
Der Autor Sascha Dietze ist Fachredakteur bei Pressgate.
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