23.01.2013 – Kategorie: Fertigung, IT, Kommunikation, Technik
Paris Fashion Week: Mode aus dem 3D-Drucker
Stratasys und Materialise stellen Kleidung aus dem 3D-Drucker für die Iris van Herpen-Show bereit. Bei der der aktuellen Kollektion hat Iris van Herpen mit Prof. Neri Oxman, Julia Koerner, Stratasys und Materialise zusammengearbeitet.
Stratasys Ltd., Anbieter von 3D-Druckern und Produktionssystemen für Prototyping und Fertigung und Materialise, ein belgischer Anbieter von additiven Fertigungslösungen, haben die Ergebnisse einer Zusammenarbeit auf den Catwalks der Paris Fashion Week als Teil von Iris van Herpens Haute Couture-Show VOLTAGE enthüllt. Die elf Stücke umfassende Kollektion der holländischen Modeschöpferin umfasst auch zwei in 3D gedruckte Ensembles mit kunstvoll ausgeführtem Rock und Umhang, die in der Zusammenarbeit mit der Künstlerin, Architektin und Designerin Neri Oxman vom MIT Media Lab entstanden sind, und von Stratasys in 3D ausgedruckt wurden. Zudem wurde ein aufwendiges Kleid in Zusammenarbeit mit der österreichischen Architektin Julia Koerner, derzeit Dozentin an der UCLA Los Angeles, entworfen und von Materialise im 3D-Druck gefertigt.
Rock und Umhang wurden mit der Objet Connex-Multimaterial-Technologie in 3D gedruckt.. Diese ermöglicht eine Vielzahl von Materialeigenschaften in einem Druckdurchgang. Harte und weiche Stoffe ließen sich in der Ausführung kombinieren, wichtig für Bewegung und Struktur des Kleidungsstücks. „Die Fähigkeit, Elastizität und Geschmeidigkeit des Stoffs, der im Design verwendet werden sollte, zu variieren, hat uns dazu inspiriert, eine „zweite Haut“ für den Körper zu erschaffen, die als bewegliche Rüstung dient. So konnten wir nicht nur die Form des Kleidungsstücks, sondern auch seine Bewegung präfigurieren,“ erklärt Oxman. „Die unglaublichen Möglichkeiten, die diese neuen Technologien eröffnen, haben es uns erlaubt, die Tradition der Couture als „Tech-Couture“ neu zu interpretieren, die filigrane handgearbeitete Stickereien und Nadelarbeit durch Code ersetzt.“
Van Herpen fügt hinzu: “Mir ist es wichtig, dass es bei Mode um viel mehr als um Konsumdenken geht, sondern auch um neue Anfänge und Selbstdarstellung, und so entstammt meine Arbeit abstrakten Ideen und dem Einsatz neuer Techniken, und nicht dem Wiederaufwärmen alter Ideen. Ich finde den Prozess des 3D-Drucks faszinierend, weil ich glaube, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis wir unsere Kleidung mit dieser Technologie hergestellt sehen. Und das ist es, weil es eine so ganz andere Art der Herstellung ist, Schicht für Schicht, und es wird eine wichtige Quelle der Inspiration für neue Ideen sein.“
Die Motivation mit Oxman zusammenzuarbeiten entwickelte sich, so van Herpen, nach dem Besuch von deren mit der Objet Connex Multimaterial-Technologie im 3D-Druck entstandenen Sammlung „Imaginary Beings: Mythologies of the Not Yet“, die Teil der Ausstellung Multiversités Créatives im Centre Pompidou im vergangenen Frühjahr in Paris war. Oxman sieht das gemeinsame Projekt in vielerlei Hinsicht als Fortsetzung dieser Serie.
„Das Projekt hat die „Imaginary Beings“ in „Wearable Beings“ übertragen, Mythen, die man anziehen kann. Die ursprüngliche Sammlung umfasst 18, von Jorge Luis Borges’ Buch Manual de zoología fantástica inspirierte, in 3D gedruckte Prototypen des menschlichen Körpers. Sie sind menschliche, von der Natur inspirierte Augmentationen, aber nicht alle tragbar. Für die Kollektion von Iris an der Paris Fashion Week war es wichtig, die Serie auf eine höhere Ebene zu bringen, und dabei nicht nur über Form und Material, sondern auch über Bewegung und Tragbarkeit nachzudenken. Das war eine neuartige Herausforderung für mich und für meine Mitarbeiter Prof. W. Craig Carter (Department of Materials Science & Engineering) und Keren Oxman. Das hat uns dazu animiert, Algorithmen zu erschaffen, die die physische Bewegung und das Materialverhalten auf die geometrische Form und die morphologische Variation in einer nahtlosen und durchgängig tragbaren Oberfläche abbilden.“
Van Herpen, Koerner und Materialise haben die Grenzen des 3D-Drucks mit einem 3D-gedruckten Kleid weiter ausgelotet und noch einmal bewiesen, dass sich normale Gesetze nicht anwenden lassen, wenn Mode und Technologie in eins fallen. In der Hybrid Holism-Kollektion der vergangenen Saison, haben sie zuerst den Einsatz der Mammoth-Stereolithografiemaschinen von Materialise für ein atemberaubendes halbtransparentes Kleid erprobt, dass von einem Besucher als flüssiger Honig bezeichnet wurde. Für die aktuelle Kollektion kam nun ein experimentelles neues Material zur Anwendung, um damit ein flexibles, weiches und erstaunlich aufwendiges Kleid zu schaffen. Die intrikate, spitzen-artige Struktur des Stücks entstand im Lasersintering-Verfahren und wäre auf andere Weise überhaupt nicht zu fertigen gewesen.
Julia Koerner erklärt: “Meine Zusammenarbeit mit Materialise beim 3D gedruckten Kleid für Iris van Herpens Haute Couture-Show Voltage 2013 lässt eine hochgradig komplexe, parametrisch erzeugte, geometrische Struktur erkennen. Die architektonische Struktur zielt darauf, multiple Schichten dünner gewobener Linien zu überlagern, die den Körper in organischer Weise animieren. Das Ausreizen der Rechenleistung kombiniert mit der aufstrebenden Technologie des selektiven Lasersinterings eines neuen flexiblen Materials führt zu einer bezaubernden und rätselhaften Wirkung im Modeentwurf. Neue Möglichkeiten ergeben sich, wie der Wegfall von Nähten und Schnitten an Stellen, wo sie üblicherweise platziert werden.“
Nach der Paris Fashion Show werden Rock und Umhang an MITs Media Lab zu sehen sein.
Bild: Rock und Cape mit Stratasys-3D-Drucker und Objet Connex Multi-material 3D Printing-Technologie gedruckt.
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