06.07.2022 – Kategorie: Digitalisierung

Normungsroadmap KI: Der neue Fahrplan kommt

Normungsroadmap KIQuelle: envatomarket

Normen und Standards ermöglichen eine effiziente, zuverlässige und sichere künstliche Intelligenz. Die zweite Ausgabe der deutschen Normungsroadmap KI steht in den Startlöchern und soll ab Ende 2022 die weitere Richtung vorgeben. Warum braucht es eine solche Richtschnur?

Effizientere Abläufe, automatisierte Prozesse und ganz neue Geschäftsmodelle – das und vieles mehr verspricht künstliche Intelligenz (KI). Der Einsatz von KI verändert unsere Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig. Dennoch sollte sich eine Technologie mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten innerhalb bestimmter Grenzen bewegen. Damit uns KI künftig wirklich unterstützt, muss sie zuverlässig, funktional und vor allem sicher sein. Normen und Standards legen die dafür notwendigen Regeln fest und strukturieren die Technologielandschaft. Sie sorgen durch eine einheitliche Sprache für ein gemeinsames Verständnis und definieren offene Schnittstellen, damit die Systeme ineinandergreifen können. Deshalb fiel im Januar 2022 der Startschuss für die Arbeiten an der zweiten Ausgabe der Normungsroadmap KI. Das Dokument soll strategische Leitlinien für die weitere KI-Entwicklung in Deutschland formulieren.

Zweite Runde für die Normungsroadmap KI

Die zweite Normungsroadmap KI entwickelt die Ergebnisse der ersten Ausgabe weiter. Seit etwa anderthalb Jahren dient diese als Bestandsaufnahme und strategischer Fahrplan rund um Normung und Standardisierung für Künstliche Intelligenz. 300 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen haben die erste Ausgabe erarbeitet – das Ergebnis stellten Ende November 2020 das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) und die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE) auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung vor. Seit 2021 werden erste Projekte umgesetzt. Die Roadmap entstand im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz – die Ausgabe zwei soll Ende 2022 erscheinen.

Transparente Qualität durch

Normen und Standards machen KI durch klare Anforderungen nachvollziehbar, erklärbar und zeigen transparent auf, welche Qualitätsstandards ein System erfüllt. Allein deshalb braucht Künstliche Intelligenz Normen und Standards. Aber auch bei ethischen Aspekten sorgen sie für mehr Sicherheit, indem sie Anforderungen formulieren, die Verzerrung, Diskriminierung und Manipulation verhindern. Das schafft Vertrauen am Markt und bei Verbraucherinnen und Verbrauchern. Normen und Standards sind so ein entscheidender Faktor für den breiten Markterfolg Künstlicher Intelligenz und helfen, Innovationen schneller zu etablieren. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen profitieren davon, denn offene Schnittstellen und einheitliche Anforderungen erleichtern ihnen den Zugang zu internationalen Märkten.

Internationale Standards setzen

Normen und Standards „Made in Germany“ helfen nicht nur einzelnen Unter­nehmen – sie stärken den KI-Standort Deutschland als Ganzes. Denn wer selbst Standards setzt, erhöht die Chance, dass sich die eigenen Technologien, Produkte und Dienstleistungen durchsetzen. Besonders im Vergleich zu China und den US-amerikanischen Tech-Riesen – die massiv in diesen Bereich investieren – müssen sich Deutschland und Europa ranhalten. Auch dabei soll die Normungsroadmap KI unterstützen und helfen, europäische Wertmaßstäbe auf die internationale Ebene zu heben und in der Technologie zu etablieren.

Die Politik hat Normung und Standardisierung als strategisches Instrument für die internationale Wettbewerbsfähigkeit in Sachen KI erkannt. Im Frühjahr 2021 hat die EU-Kommission den Entwurf des Artificial Intelligence Acts (AIA) veröffentlicht. Mit diesem weltweit ersten Rechtsrahmen für KI will die EU die Sicherheit und Grundrechte von Menschen und Unternehmen beim Einsatz von KI gewährleisten und gleichzeitig Investitionen sowie Innovationen stärken. Der AIA weist Normung und Standardisierung eine zentrale Rolle zu: Insbesondere im Bereich der Hochrisiko-KI-Anwendungen sollen harmonisierte Europäische Normen künftig Anforderungen an Transparenz, Robustheit und Genauigkeit technisch konkretisieren. Die zweite Ausgabe der Normungsroadmap KI wird deshalb auch notwendige Bedarfe für Normung und Standardisierung identifizieren, um den AIA praktisch umzusetzen.

Normungsroadmap KI: Erfahrungen und Ideen einbringen

Künstliche Intelligenz lässt sich in zahlreichen Bereichen einsetzen – um diese möglichst gut abzudecken, behandelt die zweite Ausgabe der Normungsroadmap KI die neuen Schwerpunktthemen soziotechnische Systeme, Finanzdienstleistungen und Umwelt/Energie. Für sie ermitteln die zuständigen Arbeitsgruppen den Status Quo und leiten spezifische Handlungsempfehlungen ab. Gleichzeitig werden auch Schwerpunktthemen der ersten Ausgabe in eigenständigen Arbeitsgruppen weiterentwickelt. Dazu zählen Grundlagen, Prüfung und Zertifizierung, Industrielle Automation, Mobilität sowie Medizin.

Für die zweite Ausgabe der Normungsroadmap KI sollen verstärkt Standards anhand konkreter Anwendungsfälle entwickelt und erprobt werden sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse frühzeitig einfließen. Wie bereits die erste Roadmap basiert auch die neue Ausgabe auf einem umfangreichen Beteiligungsprozess, deshalb wurde bei ihrer Initiierung zu einer breiten Mitarbeit aufgerufen. Mehr als 500 Fachleute aus Unternehmen, Verbänden, Universitäten, Forschungsinstituten, Gewerkschaften, öffentlicher Hand und gemeinnützigen Organisationen beteiligen sich zurzeit an dem Projekt.

Zusammenarbeit für eigene Standards

Die Koordinierungsgruppe „KI-Normung und Konformität“ steuert die Arbeiten an der Roadmap sowie die Umsetzung der Handlungsempfehlungen. Sie wurde im Mai 2021 mit einem Mandat der Bundesregierung gegründet und setzt sich aus Personen aus allen für KI relevanten Bereichen zusammen. Die Gruppe agiert auch über die Arbeiten an der Normungsroadmap hinaus – sie dient als allgemeine Anlaufstelle für Normung und Standardisierung zum Thema künstliche Intelligenz sowie als Ort, an dem sich die gesamte deutsche KI-Landschaft koordinieren, austauschen und beteiligen kann.

Normen und Standards schaffen einen klaren Handlungsrahmen für KI. Sie unterstützen dabei, dass die Technologie künftig sicher und zuverlässig für uns arbeitet und sie fördern zugleich die internationale Wettbewerbsfähigkeit Künstlicher Intelligenz aus Deutschland und Europa. Damit wir unsere eigenen Standards am Markt etablieren können und nicht andere die Regeln festlegen, müssen wir zusammenarbeiten. Indem sich Fachexpertinnen und -experten in Deutschland an den Arbeiten beteiligen, schafft die zweite Ausgabe der Normungsroadmap KI hier wichtige Grundlagen.

Der Autor Filiz Elmas ist Leiterin der Geschäftsfeldentwicklung KI beim Deutschen Institut für Normung e. V. (DIN).

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