25.08.2021 – Kategorie: Digitalisierung
Mobile Maintenance: Schnelle Ermittlung von Problemen direkt an der Maschine
Bei mehr als 30.000 Quadratmetern Produktionsfläche und vielen Sondermaschinen ist es wichtig, die Instandhaltung flexibel und transparent zu organisieren. Bei Berliner Glas hilft dabei heute eine mobile Lösung.
Mobile Maintenance: Berliner Glas ist ein weltweit tätiger Anbieter optischer Schlüsselkomponenten, Baugruppen und Systeme. Das Geschäft ist vielfältig: Auf mehr als 30.000 Quadratmetern Fläche produziert das Unternehmen Präzisionsoptiken für die Halbleiterindustrie, Medizintechnik, Laser- und Weltraumtechnik. Arbeiten im Reinraum und Toleranzen im Mikro- und Nano-Bereich gehören zum Alltag. Die Produktionsanlagen sind häufig Einzelstücke.
Mit Mobile Maintenance viele Einzelanlagen managen
„Wir fertigen in der Regel kleine Serien“, sagt Pascal Fleischer, Leiter Instandhaltungsmanagement bei Berliner Glas. „Und wir nutzen Anlagen, die speziell für uns hergestellt wurden.“ Für die Produktion sind diese Rahmenbedingungen herausfordernd – für die Instandhaltung ebenso.
Das Unternehmen betreibt 900 bis 1.000 Einzelanlagen. Bei der individuellen, prozessgesteuerten Bearbeitung kommen Werkzeug- und CNC-Maschinen, Reinigungs- und Ätzanlagen, Beschichtungsanlagen, Messmaschinen und vieles mehr zum Einsatz. Die Vielfalt der Anlagen bedeutet, dass eine große Anzahl von Teilen regelmäßig geprüft und sehr viele Ersatzteile vorgehalten werden müssen.
Organisation mit Excel und Papier
Bislang plante das Unternehmen Wartungen mit Excel-Listen, und die Störungen wurden in Papierform gemeldet. Dabei waren die einzelnen Produktionsabteilungen teilweise selbst für die Instandhaltung verantwortlich. Einkauf und Controlling konnten mit den vorhandenen Informationen nur schwer ermitteln, wie hoch die Instandhaltungskosten einzelner Maschinen waren und feststellen, ob sich diese verändern. Die manuell erstellte Datengrundlage war dazu zu uneinheitlich und lückenhaft.
Im Jahr 2018 entwickelte das dynamisch gewachsene Unternehmen eine organisationsweite Digitalisierungsstrategie auf Basis von SAP ERP. Ein wichtiges Teilprojekt beschreibt Carsten Grützner, SAP-Anwendungsbetreuer mit Schwerpunkt Instandhaltung bei Berliner Glas: „Zentrales Ziel war, Papier in unseren Prozessen abzuschaffen, zu digitalisieren, zu vereinheitlichen und dabei im SAP-Standard zu bleiben.“ Ein erster Schritt: die Einführung des Moduls SAP Plant Maintenance (PM) für Wartung und Instandhaltung.
Mobilität wesentlich für ROI
„Mobile Anwendungen mit hoher Usability waren für unsere Vorstellung von optimaler Wartung und Instandhaltung ein Muss – auch mit Blick auf den Return on Investment“, erklärt Instandhaltungsmanager Pascal Fleischer. Die mobilen Geräte sollen helfen, lange und unnötige Wege zu vermeiden und Wartungsprozesse effizient zu planen.
Doch der Roll-Out von SAP PM in der Instandhaltung musste zunächst ohne mobile Unterstützung erfolgen. Zwar nutzten die Techniker die Software nun, um nach einheitlichen, standardisierten Prozessen die Wartungsaufträge abzuarbeiten. Aber die Oberflächen im SAP-Standard mit der klassischen GUI erwiesen sich als nur bedingt nutzerfreundlich. Das Projektteam suchte nach einer externen Mobillösung.
Mobile Maintenance: Flexibilität im Fokus
Neben einer intuitiven, ansprechende GUI formulierte das Team weitere Anforderungen: Die Arbeit mit SAP Fiori-Apps gehörte ebenso dazu wie die Möglichkeit, individuelle Lösungen in Eigenregie anpassen zu können. Im Anbietervergleich stach das SAP-Add-on Mobile Maintenance vom Anbieter T.Con heraus.
Vorteilhaft erwies sich für das Projektteam der Aufbau der SAP-NetWeaver-Gateway-Infrastruktur als Kommunikationsschnittstelle. Sie ermöglicht es, spezielle Fiori-Apps aus dem Mobile-Maintenance-Paket einzusetzen. Diese Apps bedienen zehn zentrale Fragestellungen der Instandhaltung und führen die Nutzer prozessorientiert zum Ziel.
Auch künftig will Berliner Glas von dieser Gateway-Infrastruktur profitieren. Beispielsweise, indem Fiori-Apps für Qualitätsmanagement, Human Resources und andere Bereiche eingesetzt werden.
Anpassen, ohne zu programmieren
Die hochspezialisierten Anlagen von Berliner Glas erfordern individuell angepasste Software zur Instandhaltung und Wartung. Eine Mobillösung mit umfassenden und unkomplizierten Customizing-Optionen nutzen zu können, erwies sich in dieser Phase als Vorteil für das Projektteam. „Viele Funktionen, um unsere Anforderungen abzudecken, waren schon vorhanden“, sagt Instandhaltungsmanager Fleischer. „Andere konnten wir schnell selbst erstellen. Man muss nicht viel programmieren, kann aber trotzdem Anpassungen vornehmen.“
Die Berliner Optik-Spezialisten sind auch froh, bei ihrer Wahl auf ein komfortables Monitoring der Anwendungen geachtet zu haben. Einfache Administrierbarkeit, ein ansprechendes Look & Feel sowie die schnelle Ermittlung von Problemursachen nennt Berliner Glas als Basis für eine akzeptierte und alltagsfähige Lösung. „Wir sind weiterhin im SAP-Standard unterwegs, aber reagieren flexibel auf neue Anforderungen“, beurteilt Carsten Grützner das Projektergebnis. „Und auch die Nutzer nehmen die Oberfläche bei der Dateneingabe und dem Abruf von Informationen sehr gerne an.“
Kürzere Wege, schnellere Reparaturen
Es zeigt sich schnell, dass sich die Lösung amortisieren wird. Beispielsweise hilft die mobile Instandhaltung, viele Wege und damit die Zeit pro Auftrag massiv zu reduzieren. In der Vergangenheit mussten die Techniker nach erfolgter Wartung oder Reparatur einer Maschine in einem der sieben Produktionsgebäude zurück in ihr Büro, um dort Aufträge zu dokumentieren und Zeiten zurückzumelden. Heute schließen die Techniker ihren Auftrag direkt an der Maschine ab – und gehen dann zum nächsten Auftrag. Wartungsintervalle lassen sich so besser takten und Reparaturen zügiger durchführen.
Bessere Daten und Auswertungen durch Mobile Maintenance
Zugleich steigt durch die Mobillösung die Datenqualität: Nach Notfällen etwa wurden in der Vergangenheit Stunden mitunter nicht vollständig gebucht oder Aufträge zeitversetzt zurückgemeldet. Heute werden Zeiten, Aufträge und anderen Informationen ohne Aufwand und schnell erfasst. „Die Zahl der Rückmeldungen steigt und der Detailgrad sowie die Qualität der Einträge nehmen zu, weil sie direkt vor Ort erfolgen können“, kommentiert Pascal Fleischer. „Über Start/Stop-Funktionen werden die Zeiten exakt festgehalten. Wir bauen die Grundlage dafür auf, dass wir solche Informationen in sehr viel höherem Maße als früher auswerten und nutzen können, etwa für Wartungspläne.“
SAP-Anwendungsbetreuer bei Berliner Glas, Carsten Grützner, ergänzt: „Wir werden schon bald von der Transparenz profitieren, die die Mobillösung mit sich bringt.“ Denn die Lösung eröffnet Berliner Glas spannende Optionen: Zum Beispiel Logbücher, die automatisch fortgeschrieben werden und Auskunft über die Wartungs- und Ausfallhistorie einer Anlage geben; Datenbanken, in denen das Wissen erfahrener Mitarbeitender versammelt bleibt – auch nach deren Ausscheiden.
In Kombination mit automatisch erfassten Maschinendaten ermöglicht die Lösung neue Big-Data-Szenarien, die sich in Predictive Maintenance überführen lassen.
Der Autor Norbert Kölbl ist Solution Architect bei T.Con.
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