08.04.2021 – Kategorie: Fertigungs-IT

Low-Code-Forecast 2021: Industriebeschäftigte wollen neue digitale Skills lernen

Programmierer am Computer, die eine Low-Code-Plattform auf dem Computer verwendenQuelle: Visual Generation/Shutterstock.com

Das Ergebnis des Low-Code-Forecast 2021 widerspricht der häufig zitierten Angst vor Jobverlust durch Automatisierung und KI: Die meisten Beschäftigten wollen sich aktiv an der Entwicklung digitaler Anwendungen beteiligen und die Digitalisierungsprozesse in ihrer Organisation aktiv mitgestalten. Möglich wird das durch Low-Code-Technologien, mit der auch IT-Laien an der App-Entwicklung teilhaben können.

Die Siemens-Tochter Mendix, nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer im Bereich Low-Code für Unternehmen, hat vor einigen Tagen die deutschen Ergebnisse der internationalen Befragung „Low-Code-Forecast 2021“ veröffentlicht. Die Umfrage befasst sich mit der digitalen Mitgestaltung von Nicht-IT-Profis in Organisationen. Die Studie analysiert die Potenziale von kollaborativer Softwareentwicklung als Digitalisierungstreiber im Hinblick auf die Wünsche und Erwartungen von Mitarbeitern nach neuen digitalen Fähigkeiten in der Industrie. Das Fazit der 250 befragten Beschäftigten aus der industriellen Fertigung widerspricht der oft beschworenen Angst vor Jobverlust durch Automatisierung und KI: Vielmehr wollen 61 % aktiv die Digitalisierung ihrer Organisation mitgestalten und sogar 79 % der deutschen Industriemitarbeiter sind daran interessiert, neue digitale Skills wie das Programmieren einer eigenen App zu erlernen.

1,8 Millionen potentielle Low-Code-Anwender

Mehr als 300.000 Industrieangestellte arbeiten bereits aktiv mit Low-Code-Technologien – das Potenzial in der Industrie in Deutschland liegt bei 1,8 Millionen beruflichen Low-Codern. Software-Programmierung wird dank Low-Code/No-Code immer mehr zu einer grundlegenden Fähigkeit, die nicht nur Entwickler-Profis vorbehalten ist. So geben 76 % der befragten Fachkräfte aus unterschiedlichen Abteilungen an, enger mit der eigenen IT-Abteilung zusammenarbeiten zu wollen. 71 % würden aus Berufsgründen Low-Code erlernen und bei ihrer aktuellen Tätigkeit nutzen. 6 % der Befragten arbeiten bereits aktiv mit dieser Technologie. Umgerechnet auf die Gesamtzahl der Angestellten im industriellen Bereich (laut Bundesagentur für Arbeit aktuell 5.445.614 Personen) sind laut dem Marktforschungsinstitut Reputation Leaders bereits über 326.000 Low-Coder in Deutschlands Industrie tätig. Rund 1,85 Millionen Beschäftigte zählen als ein bisher nicht ausgeschöpftes Potenzial von Mitarbeitern, die durch den Einsatz von Low-Code dazu beitragen könnten, ihre Unternehmen und ihre Branche schneller zu digitalisieren.

Großes Interesse an digitalen Skills

Dass mehr als Dreiviertel der Befragten dem Erlernen neuer digitaler Fähigkeiten hohe Relevanz beimessen, zeigt die elementare Bedeutung in der beruflichen Zukunftsplanung. So gaben 51 % der deutschen Umfrageteilnehmer an, dass ihnen neue Fähigkeiten dabei helfen würden, in ihrem Job noch erfolgreicher zu sein. 43 % versprechen sich höhere Karrierechancen.

Weitere Gründe waren der Wunsch, die Branche zu wechseln (26 %), den aktuellen Job zu behalten (21 %) oder sogar ein eigenes Unternehmen zu gründen (12 %).

Nahezu zwei Drittel der Befragten haben klare Vorstellungen darüber, wie sie diese Fähigkeiten erlernen wollen. So präferieren 32 % der Befragten ein professionelles Training durch externe Anbieter und 30 % ein internes Coaching durch die IT-Abteilung. Hier bietet sich für Arbeitgeber eine gute Möglichkeit, gezielt mit entsprechenden Maßnahmen ihre Belegschaft weiterzubilden und aktiv in die Digitalisierung einzubinden.

Weitere 15 % würden gern im Selbststudium mit der Anwendungsentwicklung experimentieren und dafür ein Zeitkontingent zur Verfügung haben. 10 % der Befragten würden hingegen ein Programmierinterface mit Drag & Drop-Funktion und vorgefertigten Bausteinen bevorzugen.

Low-Code ist für viele noch Neuland

 Gerade für die letztgenannte Gruppe bietet sich die Anwendungsprogrammierung mit Low-Code an, die auch Nicht-IT-Profis Zugang zur Software-Entwicklung gewährt. Wie die Umfrage jedoch weiter ergeben hat, ist der Begriff Low-Code zu einem großen Teil unter Industriebeschäftigten noch unbekannt: So hatten 46 % zuvor noch nie von Low-Code gehört. Weitere 30 % der Befragten gaben an, zwar schon von Low-Code gehört zu haben, allerdings ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, was Low-Code eigentlich ist. Im Gegensatz dazu stehen 18 % der Teilnehmer, die sowohl schon von Low-Code gehört haben, als auch wissen, wofür die Technologie steht. Zu guter Letzt gaben 6 % an, bereits aktiver Low-Code-Nutzer zu sein.

„Von der Demokratisierung der Software-Entwicklung durch Technologien wie Low-Code und einem daraus resultierenden Schub für die Digitalisierung ist schon länger die Rede. Die Umfrage hat gezeigt, dass auch unter Nicht-IT-Profis ein großes Interesse nach mehr Entwickler-Skills besteht“, so Hans de Visser, VP Product Management bei Mendix. „Zugleich sehen wir eine überraschende Kluft zwischen dem Wunsch nach Partizipation und der unzureichenden Bekanntheit von Low-Code. Low-Code kann diese Lücke schließen und als Digitalisierungstreiber auch in der Industrie wirken. Die Chancen sind groß, denn bei umgerechnet 1,8 Millionen potentiellen Low-Code-Anwendern, sogenannten Makern, alleine im Industrieumfeld in Deutschland gibt es zahlreiche brillante Ideen für Anwendungen, die nur auf ihre Umsetzung warten und ihren Organisationen einen enormen Mehrwert liefern werden.“

Zur Methodik der Umfrage

Die Umfrage wurde von Reputation Leaders im Auftrag von Mendix durchgeführt. Dabei wurden 250 in Deutschland lebende Angestellte in industriellen Berufen zwischen 18 und 64 Jahren befragt. 87 % der Befragten gaben an, männlich zu sein, 13 % weiblich. Die Online-Befragung wurde an einer national repräsentativen (Alter, Geschlecht, Region) Stichprobe von 250 derzeit in Deutschland lebenden Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes durchgeführt. Die Projektionen basieren auf der Gesamtheit der deutschen Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe gemäß der Definition der Bundesagentur für Arbeit. Die Fehlermarge beträgt 6,2 %.

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