30.10.2012 – Kategorie: IT, Management, Technik

Klappmechanismus ohne Scharnier mit Bionik-Award ausgezeichnet

Der „International Bionic Award“ der Schauenburg-Stiftung geht in diesem Jahr an ein sechsköpfiges Team aus Süddeutschland: Julian Lienhard und Simon Schleicher, Universität Stuttgart, Simon Poppinga und Dr. Tom Masselter, Universität Freiburg sowie Lena Müller und Julian Sartori vom Institut für Textil- und Verfahrenstechnik Denkendorf, erhielten den mit 10.000 Euro dotierten Preis für die Entwicklung eines Bio-inspirierten neuartigen Sonnenschutzsystems für Gebäudefassaden am Vorbild der Strelitzienblüte. Der International Bionic-Award 2012 der Schauenburg-Stiftung im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft wurde vom VDI (Verein Deutscher Ingenieure) vergeben.

Bei dem als Flectofin zum Patent angemeldeten Mechanismus des Sonnenschutzsystems nahmen sich die Wissenschaftler das biologische Prinzip der gelenkfreien Klappmechanik der Strelitzienblüte zum Vorbild. Diese Technik nutzt die Pflanze zur Verbreitung ihrer Pollen. Die Forschungsidee und deren Umsetzung eröffnen vollständig neue Möglichkeiten der Außenverschattung von organisch geformten Bauwerken und werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Die technische Neuheit beim Flectofin besteht darin, dass an die Stelle lokal angeordneter Scharnier-, Gelenk- und Winkelverbindungen großflächige elastische Verformungen treten. Mit einer Reihe von außen angebrachten Lamellen lassen sich Glaskuppeln wie beispielsweise der Reichstag in Berlin und andere komplexe Fassaden adaptiv verschatten und tragen so zur energieeffizienten Kühlung der Gebäude bei. Dieser Ansatz stellt eine gänzlich neue Interpretation beweglicher Konstruktionen dar. Ihre Kinematik beruht nicht auf störanfälligen und wartungsaufwändigen Bauteilen, sondern auf der lokal angepassten Nachgiebigkeit ihrer Komponenten nach dem Vorbild der Natur.

Die Nachwuchsforscher überzeugten die internationale Jury. „Der diesjährige Preis zeigt in besonderem Maße, welche Erfolge durch interdisziplinäre Arbeit in einem kreativen Team erzielt werden können. Die Entwicklung vom biologischen Vorbild der Strelitzienblüte bis zum marktfähigen Prototyp eines Beschattungssystems in nur zwei Jahren ist beeindruckend und hat sich im internationalen Wettbewerb durchgesetzt. Deshalb wird die Arbeit heute zu Recht ausgezeichnet“, so Jurymitglied Prof. Dr. Antonia B. Kesel von der Hochschule Bremen. Gestiftet wurde der Preis von der Schauenburg-Stiftung im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft. „Mit der Schauenburg-Stiftung und dem Bionic Award fördern wir junge Menschen und unterstützen wissenschaftliche Innovationen. Interdisziplinäres Arbeiten und konstruktives Querdenken sind Grundvoraussetzungen in der Bionik und auch für Unternehmen die Basis des Erfolgs“, sagt Marc-Georg Schauenburg, Sohn des Stifters. Über die große internationale Resonanz auf die Ausschreibung des Nachwuchspreises freut sich auch Dr. Ljuba Woppowa, Geschäftsführerin der VDI-Gesellschaft Technologies of Life Sciences. „Das Thema Bionik birgt erhebliche Potentiale für Forschung und Wirtschaft. Gerade im Hinblick auf den Technologiestandort Deutschland wird die Bionik in Zukunft eine immer wichtigere Rolle einnehmen.“

Die Preisverleihung fand im Rahmen des 6. Bionik-Kongresses in Bremen statt. Bei der Veranstaltung kamen Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, um ihre Projekte vorzustellen – von der Grundlagenforschung bis hin zu serienreifen, innovativen Produkten und Patenten war alles vertreten.


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