26.01.2022 – Kategorie: Digitalisierung, Hardware & Vernetzung
Industrie 4.0: Experten wollen „5G-Lawine“ lostreten
Der Mobilfunkstandard 5G ist Enabler für Industrie 4.0. Dennoch zögern kleine und mittlere Unternehmen, die Technologie einzusetzen. Zu diesem Fazit kommt eine Projektgruppe um Jürgen Fleischer vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Wie die 5G-Lawine losgetreten werden kann, ist im neuen Acatech Impuls „5G in der Industrie“ festgehalten.
Seit rund zehn Jahren ist Deutschland das Land der Industrie 4.0. Nun hebt der neue Mobilfunkstandard der fünften Generation (5G) Industrie 4.0 auf ein neues Level. Ein Beispiel: Die Analyse der Echtzeit-Arbeitssituation eines Industrie-Roboters aus der Ferne funktioniert am besten mit Hilfe einer Virtual-Reality-Anwendung – in ausreichender Qualität ist diese jedoch nur mit 5G technisch realisierbar. Darüber hinaus vereinfacht 5G die Vernetzung von Geräten und Maschinen und damit die Erfassung von Daten und ihre Auswertung mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI).
5G liefert ungeahnte Reaktionszeiten und Datenmengen
„5G zeichnet sich durch bisher nicht bekannte Reaktionszeiten, übertragbare Datenmengen und hochgenaue Lokalisierung aus. Diese Vorteile sind heute unzureichend transparent, sodass Industrieunternehmen nicht in der Lage sind, entsprechende Use Cases zu entwickeln und diese auch finanziell zu bewerten. Deshalb muss das Ziel sein, 5G-Anbieter und industrielle Anwendungsdomänen gezielt zusammenzubringen, um dieses enorme Potenzial heben zu können“, sagt Acatech-Mitglied Jürgen Fleischer, Leiter des Instituts für Produktionstechnik (wbk) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Mitherausgeber der Acatech-Publikation „5G in der Industrie“. Um die breite Einführung der Technologie zu fördern, sollten zusammen mit Unternehmen (Leuchtturm-)Anwendungsbeispiele entwickelt werden, fordert die Projektgruppe.
Standardisierte und offene Netzarchitektur sorgt für mehr Digitale Souveränität
5G stellt einen elementaren Teil der Kommunikationsinfrastruktur dar – nicht nur mit Blick auf die Industrie in Deutschland. Auf der Technologie können vielfältige Geschäftsmodelle aufbauen, zum Beispiel im Bereich Platform-as-a-Service oder bei der Entwicklung von Software zur Auswertung großer Datenmengen. Die Komponenten für die 5G-Infrastruktur stammen aktuell allerdings von nur einigen wenigen Herstellern: Die drei größten Hardwareproduzenten Huawei, Ericsson und Nokia besitzen einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Damit sind mit der Einführung von 5G auch zwangsläufig Fragen nach der Digitalen Souveränität Deutschlands und Europas verbunden. Um nicht in zu große Abhängigkeit von einigen wenigen Anbietern zu geraten, könnte die Einrichtung einer standardisierten und offenen Netzarchitektur sinnvoll sein: Mit ihrer Hilfe wäre die vertikale Kompatibilität zwischen verschiedenen Hardwareherstellern möglich, was auch die Sicherheit der Zugangsnetze erhöht. Vor diesem Hintergrund muss auch die Politik das Thema 5G höher auf die Agenda setzen. Ihre Aufgabe sei es, einen möglichst breiten Zugang zur Technologie sowie einen souveränen Umgang damit zu ermöglichen, schreiben die Autoren des Papiers „5G in der Industrie“.
Über den Impuls
Der Acatech Impuls „5G in der Industrie“ ist Ergebnis eines Projekts unter Leitung von Jürgen Fleischer und Albert Albers (beide KIT), Reiner Anderl (TU Darmstadt) und Jan Aurich (TU Kaiserslautern). Der Impuls beschreibt Potenziale von 5G sowie mögliche Hemmnisse für die Implementierung der Technologie. Darauf aufbauend werden Handlungsoptionen für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik abgeleitet.
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