27.11.2019 – Kategorie: Fertigungs-IT

ERP-System in der Fertigungsmesstechnik: Komplexe Unternehmensstrukturen radikal vereinfachen

Quelle: Mahr GmbH

Hochpräzise Messlösungen, Kugelführungen oder Pumpen von Mahr kommen weltweit in unzähligen Industrien und Bereichen zum Einsatz. Die Verbindung von vielfältigen Fertigungsanforderungen und komplexer Firmenstruktur stellt ganz besondere Herausforderungen an die IT – allen voran an das ERP-System. Mahr setzt hierfür seit vielen Jahren auf den Branchenstandard PSIpenta und dessen integrierte Mehrwerkesteuerung. VON JENS REEDER

Wer nach einer Lösung im Bereich der Fertigungsmesstechnik sucht, wird früher oder später auf die Mahr GmbH in Göttingen treffen. Messtechnik ist hier schon seit 1861 die Passion des mittelständischen Familienunternehmens. Im Mittelpunkt des Portfolios stehen Messgeräte zum Prüfen der Werkstückgeometrie, aber auch hochgenaue Kugelführungen und hochpräzise Zahnrad- und Dosierpumpen. Die Anwenderkunden reichen daher vom Automobil-, Maschinen- und Anlagenbau über die Elektro- und Medizintechnik bis hin zur optischen Industrie sowie Synthesefaser- und Kunststoffindustrie.

Im Automobilbau kommen Mahr-Produkte unter anderem bei der Konstruktion von Kurbelwellen, Getriebegehäusen und nanostrukturierten Lacken zum Einsatz. Bei der Herstellung von Flugzeug-Triebwerken helfen Oberflächenmessgeräte mikroskopisch kleine Risse in Turbinenschaufeln aufzuspüren. 

ERP-System PSIpenta als Teil der IT

In ihrer Firmengeschichte ist Mahr kontinuierlich gewachsen. Als Unternehmensgruppe betreibt sie derzeit mit 14 Tochterunternehmen weltweit Produktionswerke und Vertriebsniederlassungen, teilweise in „Doppelfunktion“ oder auch als 2-Mann-Vertriebsbüro. 2.000 Mitarbeiter erwirtschaften weltweit einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro. Vor allem die wachsende Komplexität der Unternehmensstruktur ist zu einer Herausforderung für die IT geworden.

Das zentrale Element ist das ERP-System PSIpenta der PSI Automotive & Industry GmbH in Berlin, auf das Mahr bereits seit 1992 setzt. Damals startete der Hersteller mit zwei Singlesite-, also voneinander unabhängigen Installationen in drei Werken. Seit 2013 bindet die zentrale EDV-Abteilung der Unternehmensgruppe sämtliche Niederlassungen sukzessive an die Mehrwerkesteuerung Multisite an, die für eine unternehmensübergreifende Transparenz sorgt. Schon heute arbeiten rund 1.000 Mitarbeiter weltweit mit dem System, 2024 sollen es rund 1.500 sein. 

Das ERP-System unterstützt abteilungsübergreifend die gesamte Prozesskette eines Auftragsdurchlaufs – vom Vertrieb und Einkauf über die Produktion bis hin zum Versand. Angebunden sind darüber hinaus PSI-Partnerprodukte wie das intex iCenter für die digitale Eingangsrechnungsverarbeitung oder der EDI-Standard myOpenFactory für die überbetriebliche Auftrags- und Projektabwicklung. Am Standort Göttingen spielt auch das Warehouse-Management-System PSIwms der Konzernschwester PSI Logistics eine wichtige Rolle, das mit dem ERP-System verzahnt ist. Damit zeigt sich auch bei Mahr der aktuelle Trend, dass die Grenzen zwischen den logistischen IT-Systemen immer mehr zugunsten maximaler Durchgängigkeit, Effizienz und Transparenz verschwimmen.

ERP-System unterstützt verschiedene Fertigungsarten 

Das ERP-System muss bei Mahr die Abläufe unterschiedlichster Fertigungsarten unterstützen. So werden Messgeräte in aller Regel in Serienproduktion gefertigt, Messmaschinen dagegen als Kleinserien produziert und Individualfertigungen folgen den Regeln der Auftragsfertigung. Grundsätzlich gilt, dass jeder Mahr-Kunde eine Messaufgabe hat, die es zu lösen gilt. Hierfür setzt das Unternehmen möglichst auf Standards, die manchmal an die kundenspezifischen Anforderungen angepasst werden müssen. 

Das ERP-System PSIpenta unterstützt bei Mahr die Abläufe in der Serien- und Kleinserienproduktion.Quelle: Mahr GmbHQuelle: Mahr GmbH
Das ERP-System PSIpenta unterstützt bei Mahr die Abläufe in der Serien- und Kleinserienproduktion.

Die Liste der erforderlichen ERP-Funktionen zur Abdeckung der verschiedenen Anforderungen ist folglich lang. „Eine besondere Rolle für die produzierenden Werke spielen beispielsweise die Adaptive-Module für die Lieferterminermittlung und Bestandsoptimierung“, erklärt Thomas Sommer, Leiter Business Application Management bei Mahr. Dabei plant Mahr für die werksübergreifende Terminierung bereits die Ergänzung durch das Module CTP – Capable-to-Promise. Anfragen an Werk 1 zu einer in Werk 2 nicht vorrätigen Handelsware können dann beispielsweise sofort mit einem zuverlässigen Liefertermin beantwortet werden. „Eine Besonderheit ist auch der Stücklisten-Designer, mit dem sich grafisch sehr flexibel und ganz einfach per Drag-and-Drop die Grunddatenstücklisten aus der Konstruktion fertigungsgerecht aufbereiten lassen“, berichtet Sommer. 

PSIpenta in der Fertigungsmesstechnik: Mehrere Werke im Multisite-Betrieb

Einen hohen Stellwert hat neben den tiefgreifenden, branchentauglichen Funktionen vor allem die integrierte Mehrwerkesteuerung Multisite. „1999 verfügten zunächst nur fünf Standorte über eine Single-Site PSIpenta-Installation“, so Sommer. Mit der Expansion des Unternehmens wuchs jedoch die Notwendigkeit einer unternehmensübergreifenden Transparenz über den Auftragsstand sowie nach einheitlichen Datenbeständen und -prozesse. 2013 fiel mit der Multisite-Integration in den ersten drei Werken der Startschuss für die sukzessive Anbindung aller Niederlassungen von Mahr. Denn mit dem System lassen sich beliebig viele Werke in einer Unternehmensstruktur steuern sowie geografische Einkaufs- und Vertriebsaktivitäten bündeln. 

Heute arbeiten bereits zwölf Werke im Multisite-Betrieb. „Im Grunde geht alles, was man sich vorstellt: Kommerzielle Unabhängigkeit bei Zugriff auf denselben Datenpool, Dreiecksgeschäfte mit Kunden oder unternehmensweite Verfügbarkeitsprüfungen“, erklärt Sommer. Überall dort, wo Mahr bereits Multisite einsetzt, entfallen aufwendige, redundante Datenerfassungen. Zudem sorgen durchgängige Automatismen für eine deutliche Beschleunigung der Prozesse. 

Flexibles und offenes ERP-System für andere Softwareprogramme

Mahr verfügt heute über ein hoch performantes und funktionell breit aufgestelltes ERP-System, in das sich weitere Softwareprogramme lückenlos integrieren lassen. „Man kann sagen, dass das ERP-System zu einem Nebenrauschen geworden ist. Und genau so soll es auch sein. Unser Hauptgeschäft ist schließlich die Fertigungsmesstechnik, nicht IT, auch wenn die Mahr-Gruppe über ein zentrales EDV-Team verfügt“, sagt Sommer. So verwundert es kaum, dass das Unternehmen künftig VBA-Programmierungen drastisch reduzieren will. 

Unternehmen wie Mahr sind zu komplexen, internationalen Firmen gereift mit umfangreichen funktionalen Anforderungen, vor allem aber auch mit Anforderungen an die durchgängige Datenhaltung und Transparenz. Mit dem ERP-Branchenstandard PSIpenta und der integrierten Mehrwerkesteuerung ist Mahr bestens aufgestellt, um die Firmengeschichte erfolgreich fortzuschreiben. 

Jens Reeder ist Leiter Division Industry bei PSI Automotive & Industry.

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