11.03.2022 – Kategorie: Allgemein, Fertigungs-IT

ERP-System, Cloud oder Blockchain – muss ich mich entscheiden?

Quelle: Wladimir1804/Adobestock

ERP-System, Cloud oder Blockchain. Auch Fertigungs-Unternehmen stehen scheinbar vor der Wahl. Ist das wirklich so?

Um die eigene Wettbewerbsfähigkeit auf Basis neuer Produkte & Geschäftsmodelle zu steigern, bedarf es einer unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit (Plattformökonomie). Dies resultiert aus einem zunehmenden Austausch von Daten über die Organisationsgrenzen hinweg. Über den derzeitigen Datenaustausch, wie z.B. Telefon, Mail, Formblätter, Portale, die gepflegt werden müssen, ist eine permanente Aktualität der Unternehmens- und Produktdaten nicht möglich. Plattformen auf Basis von Cloud- oder Blockchain-basierten Technologien sollen genau diese Herausforderung lösen. Doch muss sich ein Unternehmen bei der Technologiewahl entscheiden?

Nein! Unternehmen müssen für Ihren jeweiligen Anwendungsfall (Use Case) die beste technologische Unterstützung suchen. Diese kann aus einer Technologie oder auch einer Kombination aus ERP, Cloud und/oder Blockchain bestehen. Bei der Auswahl hilft es in der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden.

Autorin: Anja Wilde ist Managerin und Expertin für Risikomanagement und digitale Zusammenarbeit in externen Wertschöpfungsnetzwerken bei mm1 Consulting & Management.

ERP, Cloud, Blockchain? Der kleinste gemeinsame Nenner als Digitaler Zwilling

Digitale Zwillinge gelten als Schlüsselkonzept für die Industrie 4.0. Dabei werden die Daten von physischen Produkten, wie Maschinen, Werkzeugen oder auch Komponenten in der digitalen Welt abgebildet. Ein Digitaler Zwilling ist somit das digitale Datenabbild eines physischen Produktes und erlaubt dabei digitale Simulationen, Steuerung und Überwachung. Beschleunigt wird diese Entwicklung vor allem durch drei Treiber:

  • Steigender Wettbewerbsdruck: Preisdruck durch neue Marktteilnehmer sowie Abnehmende Margen im Sachgüter- bei zugleich steigendem Servicegeschäft
  • Wandelnde Kundenbedürfnisse: Individualität bei Losgröße 1, Integration der Lösung in vorhandene Systeme, Forderung nach flexiblen und vorhersehbaren / servicebasierten Zahlungsmodellen
  • Technologische Entwicklung: Kostengünstige Implementierbarkeit performanter Konnektivitätstechnologien und skalierbare Plattform-Lösungen

Die Daten eines Digitalen Zwillings sollen dabei unternehmens- und sogar branchenübergreifend teilbar sein. Nur so gelingt die Vernetzung verschiedener Unternehmen innerhalb eines Use Cases. Das können Daten zum Hersteller, zur Form und Größe, dem Material, Anzahl der Maschinenstunden, Bilder, Wartungsnachweise oder auch Beschaffenheit des Produktes sein. Oftmals sind die verschiedenen Daten in den unterschiedlichen Systemen der Fachabteilungen (CAD, ERP, Finanzen, etc.) von Zulieferern und Eigentümern gespeichert. Eine Analyse dieser Daten kostet zum Teil viel Zeit und Ressourcen. Diese Intransparenz erschwert die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit.

Werden die produktspezifischen Daten unternehmensübergreifend geteilt, zeigen verschiedene Studien, dass eine bessere Kundeninteraktion und auch Produktivitätssteigerungen um teilweise 50% möglich sind. Die Zukunft liegt in der gemeinsamen und effizienten Nutzung der Daten, was neue und wettbewerbsfähige Geschäftsmodelle fördert. In Summe werden somit deutliche Mehrwerte zur Stabilisierung und Erweiterung der Wettbewerbsfähigkeit erzielt.

Doch zur Umsetzung eines Digitalen Zwillings ist ein sicherer Datenaustausch über den gesamten Produkt-Lebenszyklus eine wesentliche Grundlage. Dabei unterstützen verschiedene Technologieformen. Doch welche Technologie unterstützt Unternehmen nun sinnvoll?

Gemeinsam stark: Die richtige Technologie im Einsatz

Werden weiterhin lediglich die unternehmensspezifischen Datensilos für unternehmensübergreifende Use Cases genutzt, werden die bisherigen Herausforderungen nicht gelöst:

  • hohe Fehlerquote durch die manuelle Datenübertragung
  • ineffiziente Prozesse durch die fehlende unternehmensübergreifende Digitalisierung der Daten
  • oftmals keine organisatorische Verankerung mit klarer Verantwortung und damit einhergehend einer fehlenden, gemeinsamen Sicht auf die Werkzeugdaten durch Datensilos der einzelnen Unternehmen
  • nicht vorhandene Übersicht, wo sich die Produkte befinden und in welchem Zustand sie sind
  • Möglichkeit zur Manipulation der Daten, da es keine prüfende Instanz gibt
  • fehlende Möglichkeit zur eindeutigen Identifikation der Herkunft und des Nachweises des Eigentümers

Wozu dient die Blockchain-Technologie?

Für eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit muss also auch eine unternehmensübergreifende Technologie nutzbar sein. Der Digitale Zwilling fungiert dabei als kleinster gemeinsamer Nenner und somit als die gemeinsame Datenbasis. Diese Daten werden in der ersten Instanz der Plattformökonomie mittels Blockchain-Technologie selbstbestimmt vom Dateneigentümer geteilt. Der Vorteil besteht in der Manipulationssicherheit der Daten. Die Datenhoheit liegt weiterhin beim Eigentümer der Daten. Daten werden somit nicht an einen Dritten, wie einen Dienstleister weitergegeben, sondern selbstbestimmt und direkt geteilt. Daten, die vor Manipulation schützenswert sind können beispielsweise

  • Herkunft als Frage der Identität (Eigentümerrechte),
  • Fertigungswege zur qualitativen Absicherung,
  • Lauf- und Wartungszeiten zur Überwachung des Lifecycles und
  • Materialzusammensetzung des Werkzeugs für das Recycling
Blockchain Plattformen
Bild: mm1 Consulting & Management

Zusammenarbeit in der Plattformökonomie

Die verschiedenen Use Cases der zweiten Instanz sind bereits heute in den spezifischen cloudbasierten Plattformen umgesetzt. Diese Anwendungen/Applikationen unterstützen den speziellen Anwendungsfall auf Expertenbasis. Dabei sind die anwendungsspezifischen Daten zentral in Rechenzentren des Cloud-Anbieters gespeichert. Das heißt, dass Use Case-Daten innerhalb der Plattformen erfasst, ausgewertet und bereitgestellt werden. Der einzelne Plattformanbieter hat somit möglicherweise Zugriff auf die Daten.

Die dritte Instanz der Plattformökonomie bezieht sich dann auf die unternehmensspezifischen Daten in den jeweiligen ERP-Systemen, die ebenfalls bereits heute existieren. In diesen werden die entsprechenden Unternehmensprozesse abgebildet und gesteuert.

Alle drei Instanzen sind über Rest APIs miteinander verbunden. Ein reibungsloses, schnelles und unternehmensübergreifendes Zusammenarbeiten ist über die Vernetzung der Technologien möglich. Neues und effizient zur Verfügung gestelltes Wissen hat dabei unter anderem folgende Vorteile:

  • zu wissen, wo sich die eigenen Produkte befinden
  • gegebenenfalls interne Ressourcen/Kapazitäten in Krisenzeiten bestmöglich zu nutzen
  • die Produkteidentifizieren
  • sich selbst als Eigentümer authentifizieren zu können

Auf dieser Basis werden Unternehmen ihrem Industrie 4.0-Anspruch gerecht. Die Kernvorteile der unternehmensweiten Vernetzung verschiedener Technologien in Verbindung mit der voranschreitenden Branchendiversität wird genutzt und ausgebaut.

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