Digitalisierungslösungen: Sofort produktiv
Den Mittelstand setzt die Digitalisierung besonders unter Druck. Doch Zerspaner und Maschinenbauer können aufatmen: Ein kleines Unternehmen mit Start-up-Charakter und starkem Partner im Bereich Zerspanung ist angetreten, um mit Fertigungsassistenzsystemen Starthilfe für Industrie-4.0-Prozesse zu geben.
Den Mittelstand setzt die Digitalisierung besonders unter Druck. Doch Zerspaner und Maschinenbauer können aufatmen: Ein kleines Unternehmen mit Start-up-Charakter und starkem Partner im Bereich Zerspanung ist angetreten, um mit Fertigungsassistenzsystemen Starthilfe für Industrie-4.0-Prozesse zu geben. von Siegfried Schaal
Waldige Hügel, ein Bach, der durch die Wiesen plätschert, dazwischen ein klassischer Schwarzwald-Bauernhof: Wer bei Comara aus dem Fenster blickt, denkt eher an Urlaub oder eine Bio-Lebensmittelmarke als an Industrie 4.0. Aus der ländlichen Idylle im Schwarzwald jedoch haben bereits gut 10.000 Digitalisierungslösungen ihren Weg in die globale Zerspanungsindustrie gefunden. Sie machen transparent, was in der Maschine tatsächlich geschieht. Produktionsverantwortliche und -planer, Maschinenführer und Geschäftsführer Metall bearbeitender Unternehmen erkennen so in Echtzeit, wie sich ihr Maschinenpark optimieren lässt.
Vor 14 Jahren gegründet, um Software für den sich rasant elektronifizierenden Zerspanungsmaschinen-Markt zu entwickeln, bietet Comara heute einen unkomplizierten Plug-and-Play-Start in Industrie-4.0-Prozesse. Mit dem Einstieg des Zerspanungsexperten Walter aus Tübingen hat das Softwareunternehmen 2016 einen Partner gefunden, um das Potenzial des Marktes für Industrie-4.0-Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) noch schneller zu erschließen. Unter den 10.000 weltweit installierten Lösungen befinden sich rund 500, die auf AppCom-Applikationsplattformen basieren. Nachgefragt werden die digitalen Assistenzsysteme von zerspanenden Unternehmen sowie von Maschinenherstellern und Maschinenhändlern. All das zeigt sich in jährlichen Wachstumsraten des Unternehmens im zweistelligen Bereich.
Der AppCom PC wird in die Werkzeugmaschine eingebaut und in die Steuerung integriert. Alle relevanten Maschinendaten lassen sich nun übersichtlich darstellen und analysieren. Bild: Comara
Anwender, Händler und Hersteller: Sie tun sich schwer
Gerade Mittelständler tun sich oft schwer mit der Digitalisierung und Holger Langhans, Geschäftsführer von Comara hat eine Erklärung: „Viele Maschinenbauer schrecken vor dem Aufbau eigener Softwareentwicklungsabteilungen zurück: Zu unterschiedlich sind die Maschinensteuerungen und Anwendungen. Das Comara-Team ist ideal aufgestellt, um den Spagat zwischen Maschinenbau und Software hinzubekommen: Einerseits sitzen in St. Georgen erfahrene App- und Softwareentwickler, andererseits kommt das Unternehmen selbst aus der Maschinenbau- und Zerspanungsindustrie“.
Auf diese Weise sei das Unternehmen in der Lage, Maschinenherstellern funktionierende Industrie-4.0-Lösungen zu liefern, mit denen sie ihr Produktportfolio ganz einfach erweitern können.
Viele Daten, wenig Möglichkeiten
Die großen Kapazitätssprünge der letzten Jahre bei der Datensammlung und -verarbeitung stellen die Industrie vor große Veränderungen. In jeder Produktionshalle stehen Werkzeugmaschinen, die Daten produzieren und verarbeiten. Was fehlt ist ein umfassender Ansatz, Maschinen- und Prozessdaten in Echtzeit sichtbar und auswertbar zu machen.
Stichwort für Boris Turalija, Sales Manager bei Comara, erläutert: „Viele Verantwortliche bei KMUs nervt das Thema Industrie 4.0 schon langsam, gerade weil es meist auf große Strukturen und Konzerne ausgerichtet ist. Bei Comara arbeiten wir dagegen mit einem inkrementellen Ansatz: Der Kunde startet mit einer für ihn gut handhabbaren Lösung und dann arbeiten wir gemeinsam daran weiter. Wir zeigen, was schon geht und funktioniert, gerade bei kleineren Metallbearbeitungsunternehmen“.
Ein AppCom-System ist demnach in weniger als einer Stunde installiert und konfiguriert. Die Fertigungsmonitoring-Plattform besteht aus zwei Komponenten: einem PC, der in die Maschinen eingebaut (und in die Steuerung integriert wird), sowie dessen Software, die Daten analysiert und visualisiert. Alle wichtigen Kennzahlen, Reports und Monitoring-Daten werden optisch übersichtlich und einfach verständlich aufbereitet. Die in Echtzeit erhobenen Daten verbleiben dabei immer im Unternehmensnetzwerk, auch der Anwendungsentwickler hat darauf keinen Zugriff.
Das System ist offen, neutral und geräteunabhängig und lässt sich problemlos durch unternehmens- oder maschinenspezifische Applikationen erweitern. Comara arbeitet selbst an neuen Apps und unterstützt Kunden bei der Entwicklung individueller Lösungen. Ein weiteres Fertigungsassistenzsystem (iCut) passt den Vorschub des Zerspanungsprogramms in Echtzeit an die tatsächlichen Bedingungen an.
Am Nerv der Zeit
„Wir begleiten Kunden branchenübergreifend durch den digitalen Wandel und liefern praxisnahe Lösungen. In Gesprächen mit Anwendern hören wir oft, dass unsere Produkte den Nerv der Zeit treffen. Fast jeder, dem wir unsere Softwareplattform vorstellen, ist an einer Installation interessiert“, kommentiert Holger Langhans.
Mit der Digitalisierung von Produktionsprozessen kennt man sich aus: Seit 2004 entwickelt das Team Softwarelösungen für die Metall bearbeitende Industrie. Mit Walter hat man nun einen Partner mit großer Engineering-Kompetenz im Rücken. Wissen um den Alltag in einem zerspanenden Betrieb paart sich mit dem Geist eines Start-ups.
„Haben wir schon immer so gemacht!“ und die Zähigkeit größerer Organisationen gibt es hier nicht. Das merkt man schon als Besucher an der ungezwungenen Atmosphäre in den Büros – genauso wie am Wachstum des Unternehmens. Es ist ein bisschen eng geworden für die 17 Mitarbeiter (und Mitarbeiterinnen), aber neue Räume, um die Raumsituation wieder zu entspannen, sind schon fast bezugsfertig. jbi
Autor: Siegfried Schaal ist Technical Writer bei der Walter AG.
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