25.07.2023 – Kategorie: Digitalisierung

Digitaler Produktpass soll mehr Transparenz in die Wertschöpfungskette bringen

Digitaler Produktpass soll mehr Transparenz in die Wertschöpfungskette bringenQuelle: Nadine Glad

In einem Projekt arbeitet ein Konsortium aus Forschung und Wirtschaftsverbänden im Auftrag der EU-Kommission an einem einheitlichen digitalen Produktpass. Dieser soll im Rahmen einer EU-Verordnung beispielsweise über einen QR-Code alle Produktinformationen entlang der Wertschöpfungskette verfügbar und dezentral abrufbar machen.

Ein absolutes Must-have im Reisegepäck ist für die meisten in der Regel ein Personalausweis oder ein Reisepass. Diese sind international anerkannte Dokumente zur Angabe von Daten über die eigene Person. Dieser für uns selbstverständliche Vorgang soll bald auch für Elektronik- und Textilprodukte sowie Batterien Realität werden. Da Handys, Tablets & Co. selbstverständlich keinen haptischen Reisepass bei sich tragen, sollen ihre „persönlichen Daten“ in Zukunft mittels eines digitalen Produktpasses über einen QR-Code oder RFID-Chip an jeder Stelle der  Wertschöpfungskette abrufbar sein.

Verbraucher können bessere Kaufentscheidungen treffen

Verbraucher sollen so beim Kauf von Textilien, Elektronikprodukten, aber auch Möbeln und Spielzeug mehr Möglichkeiten erhalten, sich über wichtige Produktinformationen wie die Energieeffizienzklasse, die Herstellungsbedingungen oder die Reparierbarkeit zu informieren, um darauf aufbauend eine versierte und nachhaltige Kaufentscheidung treffen zu können. Aber auch für andere Beteiligte – etwa bei der Reparatur oder dem Recycling – ergeben sich enorme Potenziale: Bisher kann es bei hoch miniaturisierten Elektronikprodukten schwer herauszufinden sein, welche Rohstoffe oder toxischen Bestandteile im Produkt enthalten sind und wie diese voneinander getrennt werden können. Damit diese Informationen immer auch der richtigen Zielgruppe zur Verfügung stehen, sollen nutzungsspezifische Zertifikate den Zugang reglementieren.

Alle Informationen aus der Wertschöpfungskette auf einen Blick

Die Gesamtheit der im Produktpass enthaltenen Informationen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht endgültig geklärt. Im Projekt CIRPASS erarbeitet die Gruppe um Eduard Wagner am Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM aktuell, welche gesetzliche Informationspflicht bereits existiert und welche weiteren Informationen für den Produktpass interessant sein könnten. Am Ende soll eine Informationsarchitektur aufgebaut werden, in der geklärt wird, welche Informationen für die Beteiligten der Wertschöpfungskette einen Mehrwert haben und mit welchem Aufwand sie bereitgestellt werden können. Ein Reparaturindikator, der angibt, wie gut sich ein Produkt reparieren lässt, ist beispielsweise in Frankreich seit 2021 verpflichtend und kommt für den digitalen, gesamteuropäischen Produktpass ebenfalls in Frage. „Auch die Angabe der Energieeffizienzklasse ist mittlerweile vorgeschrieben. Doch diese Informationen müssen jetzt noch einzeln ermittelt werden, und bei anderen Werten gibt es noch keine europaweite Anzeigepflicht. Hier ein Höchstmaß an Einheitlichkeit zu schaffen, ist ein wichtiges Ziel des Produktpasses“, sagt Nachhaltigkeitsexperte Eduard Wagner.

Von der Produktion über die Reparatur bis zum Recycling

Damit 2026 die ersten Produktpässe verfügbar sind, gilt es also, viele Akteurinnen und Akteure abzuholen und einen Konsens zu den wichtigsten Informationen zu finden. „Im Projekt haben wir 23 Stakeholder-Gruppen identifiziert, für die wir die jeweiligen Bedürfnisse abfragen. Und das für alle drei Sektoren“, erklärt Wagner. „Bei uns sind Materialproduzenten, Elektronikhersteller sowie Reparateure und Recyclingverbände an Bord.“ Die Ergebnisse dieser Konsultationen werden dann an die EU-Kommission weitergegeben und dienen den aktuellen politischen Aktivitäten als Orientierung, die in Zukunft die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich des Produktpasses festlegen. Besonders berücksichtigt und gefördert werden sollen hier auch kleinere und mittlere Unternehmen, für die die Bereitstellung zusätzlicher Informationen einen hohen Mehraufwand darstellen kann.

Über das Projekt

Das Projekt CIRPASS (Collaborative Standardization of a European Digital Product Passport for Stakeholder-Specific Sharing of Product Data for a Circular Economy) wird von der Europäischen Union mit zwei Millionen Euro über zwei Jahre gefördert und läuft vom 1. Oktober 2022 bis zum 31. März 2024. Die Projektleitung obliegt der French Alternative Energies and Atomic Research Commission (CEA). Weitere Projektpartner sind neben dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM die SLR Consulting, das Wuppertal Institut, Chalmers Industriteknik, DKE, GTS, +Impakt, F6S, European Research Consortium for Informatics and Mathematics (GEIE ERCIM), E Circular Aps, GS1 in Europe, Politecnico Milano, Circular.Fashion, Digitaleurope, EIT InnoEnergy, TUDelft, TalTech, Veltha, Energy Web, BAM, Sync Force, The Innovalia Association, Textile Exchange, the Responsible Business Alliance, Wordline Mint, RISE Research Institutes of Sweden, iPoint, the Global Electronics Council (GEC), Atma.io und The Global Battery Alliance (GBA).

Lesen Sie auch: Diese Cloud-Plattform verarbeitet auch ERP-Daten fremder Hersteller


Teilen Sie die Meldung „Digitaler Produktpass soll mehr Transparenz in die Wertschöpfungskette bringen“ mit Ihren Kontakten:

Zugehörige Themen:


Scroll to Top