05.10.2023 – Kategorie: Digitalisierung

Digitale Vernetzung: Mit Connected Work in die Zukunft

Digitale VernetzungQuelle: Operations1

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ihre Strategien stetig anpassen, um in einer Welt des schnellen technologischen Fortschritts nicht abgehängt zu werden. Zudem wurden bei der Digitalisierung die Frontline-Mitarbeiter in produzierenden Unternehmen lange Zeit vernachlässigt. Doch seit einigen Jahren befindet sich auch die Fertigungsbranche in einem Wandel. Die digitale Vernetzung der Arbeit wird immer mehr in das Arbeitsumfeld von operativen Mitarbeitern integriert.

Als „Connected Work“ bezeichnet man die organisatorische, prozessuale und technologische Vernetzung von operativen, also „schreibtischlosen“ Mitarbeitern. Typischerweise meint man damit die anwenderzentrierte Digitalisierung für Mitarbeiter in der Produktion, Logistik und weiteren produktionsnahen Support-Prozessen. Eine Connected-Work-Plattform stellt die technologische Lösung zur Realisierung dieser Vernetzung (digitale Vernetzung) dar. Der Unterschied zu typischen Softwareprogrammen ist, dass Mitarbeiter in ein umfassendes digitales System eingebettet werden

Digitale Vernetzung: Connected Work als Zukunftsfeld in der Produktion

Eine Ende 2022 von Operations1 durchgeführte Studie beleuchtet den aktuellen Stand der Digitalisierung in den Werkshallen der DACH-Region. Diese repräsentative Untersuchung, bei der 175 Spezialistinnen und Spezialisten aus dem Produktionsumfeld teilnahmen, liefert spannende Einblicke in die aktuellen Trends und Herausforderungen im Bereich der vernetzten Arbeit. Dabei lässt sich erkennen, wie sich Connected Work zunehmend als strategische Initiative bei Unternehmen etabliert. Laut der Studie sehen bereits 69 Prozent der Befragten Connected Work als Zukunftsfeld und bei immerhin 80 Prozent gibt es bereits unterschiedlich stark ausgeprägte Umsetzungen in diese Richtung. Denn während zur Geburtsstunde der „Industrie 4.0” die Vernetzung von Maschinen und digitalen Geschäftsmodellen im Vordergrund stand, rückt nun der Mitarbeiter vermehrt in den Fokus. Dass die Bestrebungen hin zum vernetzten Arbeiten mitunter so weit reichen, dass einige Unternehmen bereits heute einen Connected-Work-Spezialisten etabliert und viele Betriebe weitere Initiativen gestartet haben, freut mich ganz besonders.

Digitale Vernetzung
Der Werker wird auch in den nächsten Jahren nicht vom Shopfloor verschwinden. Bild: Operations1

Fast jedes zweite Unternehmen nutzt digitale Tools

Grundsätzlich gibt es unterschiedlichste Möglichkeiten und Produkte, um das eigene Unternehmen und die digitale Vernetzung voranzutreiben. Aus unserer Umfrage geht beispielsweise hervor, dass bereits heute auf dem Shop­floor digitale Tools zum Einsatz kommen – vorrangig ERP-Systeme (49 Prozent) und mobile Apps (45 Prozent). ERP-Systeme befinden sich aktuell noch in einer Vorreiterstellung und gelten als zentrale Schaltstellen für verschiedene Prozesse. Das Problem bei dieser Software ist, dass sie die sogenannte „letzte Meile zum Werker”, also die Informationsstrecke vom ERP zum Instandhalter, Prüfer oder Monteur nicht abdecken kann. Dies gelingt einzig durch die Digitalisierung mitarbeitergeführter Prozesse mittels Connected Work.

Wenig überraschend ist, dass das ERP-System trotz vorherrschender aktueller Nutzung zukünftig nicht als Tool für den Werker gesehen wird (13 Prozent). Vielmehr liegt für die meisten Befragten der größte technologische Nutzen in mobilen Apps (30 Prozent). Bereits heute lassen sich mit der Einführung von Connected Work Papierberge beseitigen, indem seitenweise Anleitungen digital nachzulesen oder sogar visuell in Videoform oder als Animationen bereitgestellt werden. So können auch Sprachbarrieren überwunden werden und Mitarbeiter, die sonst viel Zeit in die Einweisungen ihrer Kollegen gesteckt haben, entlastet werden.

Digitale Vernetzung: Papierberge noch nicht beseitigt

Auch wenn fast die Hälfte der Befragten schon digitale Lösungen wie Apps nutzen, ist Papier selbst im Zeitalter der Digitalisierung immer noch in den Unternehmen vertreten: Von der Bereitstellung von Auftragspapieren über die Sicherung von Prozesswissen bis hin zur Dokumentation von Qualitätsbefunden spielen beschriftete oder bedruckte Bögen eine große Rolle. Nur drei Prozent der befragten Unternehmen gaben an, bislang vollständig papierlos zu arbeiten, während 18 Prozent ausschließlich mit papierbasierten Prozessen arbeiten. 17 Prozent bezeichnen sich als weitestgehend papierlos und immerhin 62 Prozent sind es teilweise. Einen ausschlaggebenden Grund, sich schnellstmöglich von Papier zu verabschieden, bringt das damit verbundene Einsparungspotenzial mit sich: Die Kosten der Zettelwirtschaft liegen bei 25 Prozent der Befragten im fünfstelligen Bereich, bei fünf Prozent sogar bei über 200.000 Euro pro Jahr.

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Die Soudronic AG hat in der Fertigung bereits den Connected-Work-Ansatz umgesetzt. Bild: Soudronic AG

Mehr Chancen als Risiken durch Connected Work

Die Industrie sieht sich vielen kommenden Veränderungen entgegen. Die Befürchtung, dass die Technologie mit zunehmender Entwicklung den Arbeitsplatz des Frontline-Werkers überflüssig macht, ist verbreitet. Wenn sich jedoch, wie die Ergebnisse der Umfrage nahelegen, das Anforderungsprofil operativer Mitarbeiter in den kommenden Dekaden mehr in Richtung konzeptioneller Tätigkeiten verschiebt, ist diese Angst unbegründet. Dann wird es umso wichtiger, dass Fertigungsmitarbeiter ein tiefgreifendes Verständnis der digitalen Tools entwickeln und diese als Verbündete betrachten, die ihre Arbeit effizienter und produktiver machen, Prozesse verschlanken und operative Exzellenz vorantreiben.

Der Werker wird also in den kommenden Jahren keinesfalls vom Shopfloor verschwinden. Allerdings wird sich seine Rolle wesentlich verändern, also weg von Standardarbeiten und hin zu konzeptionellen Tätigkeiten. Auf diese Veränderung müssen Unternehmen schon heute reagieren. Dies gelingt mithilfe von speziellen Trainings, die analytische und Software-Skills schulen, mit nutzerfreundlichen digitalen Tools sowie speziellen Anforderungen bei der Neueinstellung. Wesentlich wird die Anpassungsfähigkeit an technologische Veränderungen sein.

Die Studie zeigt auch, dass Connected Work noch nicht überall angekommen ist, sich jedoch zunehmend stark auf dem Shopfloor etabliert. Unternehmen, die mit der Zeit gehen und einen Connected-Work-Ansatz langfristig umsetzen wollen, müssen gegenüber den einhergehenden Veränderungen offen sein und sich schon heute dezidiert mit den verfügbaren Lösungen auseinandersetzen. Ein zentrales Ziel sollte es sein, Fachkräfte, die über fundiertes technologisches Wissen verfügen, anzuwerben und eigene Mitarbeiter fokussiert weiterzubilden. Durch dieses Zusammenspiel wird sich die Fertigungsindustrie in den nächsten Jahren maßgeblich verändern.

Der Autor Benjamin Brockmann ist CEO und Co-Founder von Operations1.

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